Dokumentation:
Haiti - Überleben in den Trümmern


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Slaves in Paradise - Vorname Illegal


Behind the Story …


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Infront of the lens ...

Januar 2010 - Ein verheerendes Erdbeben bringt Tod und Zerstörung über den karibischen Inselstaat. Mehr als 300.000 Todesopfer fordert die Katastrophe unmittelbar, über drei Millionen Menschen werden von den Folgen betroffen sein. Die internationalen Hilfsaktionen gestalten sich schwierig: Seehafen und Airport der Hauptstadt sind völlig zerstört, die Infrastruktur ist zusammengebrochen, angeforderte und versprochene Gelder werden nur teilweise zur Verfügung gestellt. Korruption und Kriminalität erschweren zudem die Hilfe, so dass viele Güter die Notleidenden gar nicht erst erreichen. Infolge der unzumutbaren sanitären und hygienischen Bedingungen in den Ruinen und Notunterkünften des Landes bricht neun Monate später eine Cholera-Epidemie aus, die bis heute nicht kontrolliert werden kann und über 4.700 weitere Tote sowie 270.000 Infizierte zählt.


Oktober 2011 - Port-au-Prince gleicht fast zwei Jahre nach dem fürchterlichen Beben weiterhin einer Trümmerlandschaft. Rechts und links der notdürftig geräumten Straßen leben die Menschen in einsturzgefährdeten Ruinen, weil die erforderlichen Maschinen fehlen und es keine klare Planung für Aufräumarbeiten gibt. Nach UN-Angaben sind auch jetzt noch über 1,3 Millionen Menschen obdachlos, für die ausreichenden Behausungen fehlen. In den Camps der Hilfsorganisationen, beispielsweise am Champ de Mars mit ca. 23.000 Flüchtlingen, herrschen fürchterliche Verhältnisse. Die medizinische Versorgung ist völlig unzureichend, Wasser, Strom und sanitäre Anlagen sind nicht vorhanden. Bei über 40 Grad Tageshitze bieten die Notzelte keine Zuflucht für die Menschen, sondern werden zu Brutstätten für Krankheiten und Leiden. Wie auch in den Slums der Stadt ist in den Lagern die Kriminalitätsrate besonders hoch: Drogenhandel und Diebstahl gehören zum Alltag. Für viele Obdachlose sind daher einzig die zerstörten Kirchen oder die Friedhöfe mit ihren Grabstätten friedliche Zufluchtsorte, wenn dort auch zwischen den Ruinen Prostituierte ihre Dienste anbieten.


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"Cholera-Minustah: Packt zusammen und fliegt nachhause!" So und ähnlich lauten viele Sprühereien auf den Mauern der Hauptstadt. Die UN-Friedensmission MINUSTAH wurde 2004 aufgrund der bürgerkriegsähnlichen Lage nach Haiti entsandt, um die Ordnung im Lande wieder herzustellen. Nach dem Erdbeben wurde die Truppe auf über 12.000 zivile und militärische Angehörige aufgestockt. Die rivalisierenden politischen Kräfte Haitis, die für das Fehlen an institutionellen Strukturen und rechtsstaatlicher Ordnung verantwortlich sind, lenken den Unmut der Bevölkerung über die katastrophalen Zustände auf die Präsenz der internationalen Hilfstruppe - selbst das Einschleppen der Cholera-Epidemie wird der UN-Mission zugeschrieben, um vom eigenen Versagen abzulenken.


Schon zu Zeiten des Diktators 'Papa Doc' Duvalier oder des Präsidenten Jean-Bertrand Aristide galt Haiti als gescheiterter Staat. Heute, zwei Jahre nach dem Beben, mit den schwachen staatlichen Institutionen, mangelhafter sanitärer und medizinischer Versorgung und fehlender internationaler Investitionen, muss man erschüttert konstatieren, dass das ärmste Land der westlichen Hemisphäre wohl auf lange Zeit verloren ist und es für die Menschen auf der Karibikinsel keine Hoffnung gibt.


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© Text Volker Gloser / Fotos Marco Becher