Dokumentation:
»Holy Steps« – Leben und Tod in Varanasi

Behind the Story …
- Varanasi (1,2 Mio. Einwohner) ist eine der ältesten Städte Indiens und das Zentrum hinduistischer Kultur und Wissenschaft
- 80 Prozent der indischen Bevölkerung bekennen sich zum Hinduismus
- der Ganges ist der längste Fluss des Landes und entspringt im Himalaya
- die Ganga-Ghats sind stufenartige Uferbefestigungen, die sich in Varanasi kilometerlang an den Seiten des Flusses entlangziehen
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Infront of the lens ...
Flüsse sind Lebensadern und Handelswege. An Nil, Euphrat und Tigris entstanden bedeutende Hochkulturen. Rhein und Donau waren schon für die Römer wichtige Transportwege und bildeten natürliche Grenzen. Und Flüsse haben vielerorts mythologische Bedeutungen: beispielsweise Styx in der griechischen Unterwelt oder der Amazonas, der die Spanier nach Eldorado führen sollte.
Der Ganges, längster Fluss Indiens, ist für die gläubigen Hindus heilig. Ein Bad im Ganges reinigt von den Sünden. Ein Hindu, der an den Ufern des Flusses stirbt und dessen Asche dem Wasser übergeben wird, soll vor einer nachteiligen Reinkarnation geschützt werden und die endgültige Erlösung erlangen. Daher pilgern sie in Scharen seit über 2.500 Jahren nach Varanasi - eine der heiligsten Stätten des Hinduismus. In der alten nordindischen Stadt des Gottes Shiva Vishwanat befinden sich nicht nur eine Menge Tempel und Klöster, sondern auch die Ganga-Ghats - stufenförmige Befestigungen, die sich an den Uferseiten des Ganges auf einer Länge von über sieben Kilometer entlangziehen.
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Die Ghats sind Touristenziel, Wasch- und Spielplatz, Treffpunkt, Tribüne und Badeort, Pilgerstätte und Krematorium zugleich. Während die einen im heiligen Wasser des Ganges betend die traditionellen Bäder vornehmen, finden wenige Meter weiter die rituellen Waschungen der Toten statt. Anschliessend werden die Leichen auf Stapeln (meist aus dem preiswerten Mangoholz) aufgebahrt und verbrannt. Stundenlang lodern und glühen die Haufen, bevor die Asche dann dem Fluss übergeben wird. Die Krematorien Varanasis - das Bedeutendste heisst Manikarnika Ghat - kennen keinen Ruhetag, unentwegt steigt Rauch von ihnen empor. An den strömungsärmeren Stellen des Flusses werden jedoch auch häufig Leichen angeschwemmt: Da die Feuerbestattung aus religiösen Gründen für Kleinkinder, Leprakranke und von Schlangenbissen vergiftete Hindus untersagt ist, werden die Toten nach der Reinigungszeremonie direkt dem Wasser überlassen.
Leben und Tod reichen sich an den Ganga-Ghats in Varanasi die Hand - so deutlich wie an keinem anderen Ort der Welt ...
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© Text Volker Gloser / Fotos Marco Becher