Dokumentation:
Slaves in Paradise - Vorname Illegal


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Slaves in Paradise - Vorname Illegal


Behind the Story …


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Infront of the lens ...

Die Geschichte der Menschen Haitis ist ein Drama voller Leid und Schrecken. Seit der Seefahrer Christoph Kolumbus 1492 die Insel Hispaniola betrat, mussten die Haitianer jahrhundertelang Ausbeutung, blutige Aufstände und Despotie erdulden. Als wäre das nicht genug, sorgt auch die geographische Lage für schlimme Katastrophen: Tropische Wirbelstürme und schwerste Erdbeben fordern regelmäßig ihren Tribut.

Nur wenige Jahrzehnte dauerte es, bis nach der Landung der Spanier die indigenen Ureinwohner durch eingeschleppte Krankheiten, Zwangsarbeit und Unterdrückung fast vollständig ausgerottet waren. Um die Goldminen, aber noch mehr die lukrativen Zuckerrohrplantagen gewinnbringend bewirtschaften zu können, wurden daher mit Beginn des 16. Jahrhunderts in großer Zahl afrikanische Sklaven in die Karibik verschifft. Die Nachfahren der zwangsverschleppten Schwarzen stellen heute fast 90 Prozent der haitianischen Bevölkerung.

Langjährige Zahlungsverpflichtungen nach der Unabhängigkeit, Misswirtschaft, Korruption, instabile politische Verhältnisse und Naturkatastrophen haben heute aus der einst reichen Kolonie das ärmste Land der westlichen Hemisphäre gemacht. Die Nachkommen der Sklavenarbeiter fliehen vor den erbärmlichen Verhältnissen: In den vergangenen zehn Jahren sind über drei Millionen Haitianer ausgewandert. Ein Großteil nimmt den Weg über die grüne Grenze in das Nachbarland, die Dominikanische Republik, wo derzeit mehr als 800.000 Menschen aus Haiti überwiegend illegal leben.


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Diese Umstände sorgen für eine der schlimmsten Erscheinungen des 21. Jahrhunderts: Die moderne Sklaverei. Plantagenbetreiber in der Dominikanischen Republik nutzen die Not der mittellosen Migranten skrupellos aus, um sie auf ihren Zuckerrohrplantagen für Hungerlöhne schuften zu lassen. Für unter zwei US-Dollar am Tag arbeiten die illegalen Haitianer in den Feldern - sengende Sonne, tropischer Regen und schlimmste Verletzungen durch die Machete inbegriffen. Vom kläglichen Monatslohn kann nichts übrigbleiben: Für die Unterkunft in den ärmlichen "bateyes", provisorisch zusammengezimmerte Barrackensiedlungen am Rand der Felder ohne Strom- und Wasserversorgung, verlangen die Plantagenbesitzer astronomische Summen. Die recht- und schutzlosen Arbeitssklaven sind so gezwungen, einer Zukunft ohne Perspektiven entgegenzusehen und fristen ein erbärmliches Dasein. Abgeschnitten von der Gesellschaft, ohne Zugang zu Bildungs- und Gesundheitswesen, oftmals getrennt von der Familie, wenden sich die Menschen in den "bateyes" an die Versprechungen ihrer Voodoo-Priester. Obwohl sich 90 Prozent der Haitianer zum katholischen Glauben bekennen, klammern sie sich an die Hoffnung, dass die Magie des Voodoo ihr Schicksal lindern kann.

Ein Drama unserer Tage: Die Nachfahren der ehemaligen afrikanischen Sklaven, die sich vor zweihundert Jahren stolz von der Unterdrückung befreit haben, sind heute selbst in der modernen Sklaverei gefangen.

Hispaniola, im Oktober 2011


© Text Volker Gloser / Fotos Marco Becher